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  • AutorenbildLara

Von Herboure bis Santander.

Wir geben es zu: Ein bisschen spannender hätten wir uns den Grenzübertritt nach Spanien schon vorgestellt. Schliesslich läuft es Corona-technisch gelinde gesagt nicht sehr gut im Land der Tapas und Toreros. Stand vorgestern sind rund 8500 neue Fälle. Das entspricht in etwa der Situation Ende März. Nichtsdestotrotz mussten wir keine Formulare ausfüllen, keinen Test vorweisen und überhaupt war die Einreise nach Spanien ganz einfach unspektakulär. Umso besser für uns.


Eine Einführung in Baskische

Den ersten Halt auf spanischem Boden haben wir in Bilbao gemacht. Bilbao ist die Hauptstadt der Region Baskenland. Und das Baskenland ist - neben allem anderen - auch aus sprachwissenschaftlicher Sicht sehr interessant. Denn wie auch in Katalonien oder Galicien wird im Baskenland neben dem, was wir üblicherweise als "Spanisch" bezeichnen, noch eine andere Sprache gesprochen, nämlich Baskisch.


Und während das in Katalonien gesprochene Katalanisch doch stark dem Kastilischen (eben dem "normalen" Spanisch) gleicht, ist Baskisch etwas komplett anderes. Baskisch ist deutlich älter und die einzige isolierte Sprache des europäischen Kontinents. Soll heissen: Sie ist mit keiner anderen Sprache genetisch verwandt. Und sie klingt für uns völlig fremd. Beispiele gefällig? Bitteschön:


Baskenland - Euskal Herria

Hallo - Kaixo

Auf Wiedersehen - Hurrengo arte

Ich spreche kein Baskisch. - Ez dut euskaraz hitz egiten.


Bilbao selbst ist auf Baskisch übrigens Bilbo, was ich ja sehr herzig finde.


Das Guggenheim-Museum und der Bilbao-Effekt

Trotz fehlenden Baskischkenntnissen sind wir in Bilbao gut zurechtgekommen und haben unsere Zeit in der Stadt genossen. Das könnte auch daran liegen, dass wir uns zwei Übernachtungen im Hotel gegönnt haben. Ich muss sagen, nach drei Wochen im Camper weiss man ein richtiges Bett und ein eigenes Badezimmer erst richtig zu schätzen.


Gleich als erstes haben wir den Touristen-Hotspot schlechthin besucht, das Guggenheim-Museum. Bilbao war lange eine Industriestadt und bekannt für die Eisenproduktion. Erst seit den 1980er-Jahren entwickelt sich die Stadt hin zu Dienstleistung und Tourismus. Dies unter anderem mit der gezielten Aufwertung durch die Bauten bekannter Architekten - darunter eben das Guggenheim-Museum des amerikanischen Architekten Frank O. Gehry oder die Brücke Zubizuri von Santiago Calatrava (der zum Beispiel auch den Bahnhof Stadelhofen entworfen hat). Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom "Bilbao-Effekt".



Das Guggenheim-Museum ist toll, von aussen wie von innen. Neben Werken von Jeff Koons (zum Beispiel dem mit Blumen bepflanzten "Puppy" vor dem Museum) werden auch Bilder von Yves Klein oder Mark Rothko gezeigt. Aktuell beherbergt das Guggenheim-Museum ausserdem unter anderem Arbeiten von Olafur Eliasson, der dieses Jahr auch im Kunsthaus Zürich zu sehen war.


Sieben Strassen und kleine Häppchen

Um mehr über Bilbao zu erfahren, haben wir an einer Free Walking Tour (man bezahlt für die Tour so viel, wie man für angemessen erachtet) teilgenommen. Unseren Guide Flora hatten wir für uns alleine und ihr zufolge waren wir erst die sechsten nicht-spanischen Touristen, die sie dieses Jahr durch die Staddt geführt hat...


Bei der Tour durch die Altstadt haben wir mehr über den alten Stadtkern Bilbaos gelernt. Er bestand ursprünglich aus sieben Strassen (weshalb die Altstadt heute noch als Las Siete Calles bezeichnet wird), die sich durch ihre Bewohner unterschieden haben. Die Metzger lebten in der einen Strasse, die Fischer in der anderen und so weiter. Unten ein paar Impressionen aus der (Alt-)Stadt.


Was man uns auch erklärt hat: Die baskischen Pintxos (Fingerfood, ähnlich den Tapas) haben eben nichts mit den Tapas zu tun. Sie entstanden erst viel später mit der neuen baskischen Küche. Flora zufolge wurden die Basken bei der Kreation dieser Apérohäppchen von Paul Bocuse angelernt.


In San Sebastián, der Hochburg der Pintxos, finden regelmässig Wettbewerbe statt, um die besten Kreationen zu prämieren. Und jedes Lokal hat seine ganz eigenen Pintxo-Spezialitäten. Flora hat mir ihre streng geheime Liste gezeigt. Da steht dann "Restaurant XY: Gambitas plancha" oder "Bar XY: Chorizo als infierno". Die Basken essen üblicherweise einen Pintxo pro Lokal und ziehen dann weiter zum nächsten.


Voilà: Pintxos.

Eine Brücke der anderen Art

Etwas ausserhalb von Bilbao, in Portugalete, liegt die Puente de Vizcaya. Die "hängende Brücke" haben wir bei unserer Weiterfahrt Richtung Westen besucht. Sie ist die älteste Schwebefähre der Welt und UNESCO Weltkulturerbe (gut - was nicht?). Die Puente de Vizcaya verbindet Portugalete mit der Gemeinde Getxo. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Alberto Palacio, einem im französischen Baskenland geborenen Schüler Gustave Eiffels (genau, der mit dem Eiffelturm) entworfen. Ziel war es, einen Übergang zu schaffen, der die Schiffe nicht behindert und ohne lange Rampen auskommt. Dafür war nämlich kein Platz.


Das Ergebnis ist nun eben die Schwebefähre (wer sich das Vehikel nicht vorstellen kann: siehe die ersten beiden Bilder):


Von der Brücke aus geniesst man eine tolle Aussicht - wenn man keine Höhenangst hat. Die Puente de Vizcaya stand Pate für ähnliche Fähren unter anderem in Argentinien oder Deutschland.


Die 763 Stufen zur Hölle

Die Landschaft hier im Norden Spaniens ist toll und meiner Meinung nach wieder ganz anders als in Frankreich, auch wenn wir noch nicht weit von der Grenze entfernt sind. Auch hier gibt es viel Wald, viele Felder und tolle Ausblicke aufs Meer, aber man merkt, dass wir weiter südlich sind. Hier riecht man den schönen Sommerferien-Pinien-Geruch, den wir in Frankreich nie angetroffen haben.


Und weil man zu Fuss mehr von dieser Landschaft hat, als im Camper, sind wir vorgestern ein bisschen wandern gegangen: von Santoña (bekannt für die Sardellen-Produktion) zum Leuchtturm Faro del Caballo. Eine sehr schöne Wanderung mit viel Blick auf den Atlantik. Was man aber zu Beginn wissen sollte: Zum Leuchtturm geht es am Ende 763 Stufen hinab. Und ja, dieselben Stufen muss man wieder hoch. Ich habe grausamen Muskelkater (Mike aber übrigens nicht, da will ich ihm nicht Unrecht tun). Hat sich aber gelohnt:



Weiter Richtung Santiago Mittlerweile wird es auch in Spanien langsam Herbst. Gestern war es hier in der Nähe von Santander aber nochmals 27 Grad warm und wir konnten einen Strandtag einlegen. Heute ist es nochmals ähnlich heiss. Wir geniessen die Sonne und ziehen nahe des Jakobswegs weiter Richtung Westen.

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