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  • AutorenbildLara

Abwarten und Kaffee trinken in Kolumbien.

Eine Gedankenreise zurück in die ehemals gefährlichste Stadt der Welt, das bunteste Dorf, zu hohen Palmen, störrischen Pferden und feinem Kaffee.


Seit gut drei Wochen sind wir zurück in der Schweiz. Ich kann euch sagen: Der Alltag holt einen ganz, ganz schnell wieder ein. Doch zwischen Arbeit und Ankommen im neuen Zuhause können wir zumindest gedanklich immer mal wieder zurück auf Reisen gehen.


Und was wäre ein besserer Zeitpunkt für eine solche Gedankenreise, als wenn draussen zweistellige Minustemperaturen herrschen? Hier deshalb ein paar Eindrücke aus unseren zwei Wochen im warmen Kolumbien.


Medellín: Von der gefährlichsten zur innovativsten Stadt der Welt

Von Ecuador sind wir über Bogotá nach Medellín geflogen. Unser Kolumbien-Aufenthalt fing schon gut an: mit einem übermotivierten, aber sehr nettenTaxifahrer, der uns auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt unbedingt eine kulinarische Spezialität näherbringen wollte. Die Spezialität war heisse Schokolade mit Käse, abgeholt beim Strassenverkäufer seines Vertrauens.


Während Mike sich auf das Trinken der (ganz leckeren) Schokolade beschränkte, gaben die Mutigen unter uns (also ich) auch den Käsestückchen eine Chance. Was soll ich sagen? Die heisse Schokolade mit Käse schmeckte genau so, wie man sich eine heisse Schokolade mit Käse vorstellt. Wir werden das hier nicht nachkochen.


Medellín hat uns sehr gefallen, sicher auch wegen seiner spannenden Geschichte. Unser Umfeld reagierte mehrheitlich ängstlich auf die Nennung dieses Reiseziels (nicht zuletzt wohl wegen Narcos). Auch wir rechneten damit, in Medellín besonders vorsichtig sein zu müssen, fühlten uns in der Stadt aber fast immer sehr sicher. Die Vorbehalte sind aber nachvollziehbar: Noch 1991 hatte die Stadt die höchste Mordrate der Welt. Der Drogenkrieg kostete Schätzungen zufolge zwischen 1989 und 1993 knapp 30'000 Personen das Leben.


In den letzten Jahrzehnten hat die Stadt aber eine gewaltige - und nicht immer gewaltfreie - Entwicklung durchgemacht. Bestes Beispiel ist die sogenannte Comuna 13: Der Stadtteil war jahrelang Kriegsgebiet; verschiedene Guerillagruppen kämpften dort gewaltsam um die Oberhand. 2002 setzte das Militär dem Treiben ein Ende. Jedoch nicht, ohne ein Blutbad anzurichten. Heute kann man sich als Tourist problemlos in der Comuna 13 bewegen, wo zahlreiche Graffitis an die tragische Geschichte des Stadtteils erinnern.



Verschiedene Neuerungen haben zur positiven Entwicklung Medellíns beigetragen. Die Luftseilbahn zum Beispiel, die Metro oder die Rolltreppe in der Comuna 13. Alle vereinfachen den Weg von den Aussenbezirken ins Zentrum und haben so die Lebensbedingungen für ärmere Bevölkerungsschichten verbessert.


2012 wurde Medellín zur innovativsten Stadt der Welt erkoren. Wer mehr wissen will: Dieser NZZ-Artikel ist interessant. Falls ihr mal in Medellín seid: Wir empfehlen eine Walking Tour durchs Stadtzentrum und eine Graffiti-Tour durch die Comuna 13. Ach, und: Was Lord Voldemort in Harry Potter ist, ist Escobar in Medellín. Den Namen besser nicht erwähnen.


Guatapé: Eine halsbrecherische Treppe und bunte Häuser

Das Dorf Guatapé östlich von Medellín ist bekannt für seine bunten Häuser und für den Fels El Peñón. Für unseren Tagesausflug nach Guatapé haben wir uns blöderweise einen Sonntag ausgesucht. Sonntags sind Sehenswürdigkeiten für Kolumbianerinnen und Kolumbianer gratis, so dass beim Fels entsprechend grosser Andrang herrschte. Der Besuch hat sich wegen der spektakulären Treppe hoch zum Gipfel und der tollen Aussicht trotzdem gelohnt:



Guatapé selbst ist wahnsinnig hübsch. Wer im Dorf baut, ist verpflichtet, sein Haus bunt zu bemalen. Und was soll man sagen, es lohnt sich. Hier meine liebsten Farbkombinationen:



Cocora Valley: Wo die höchsten Palmen wachsen

Nach Medellín sind wir in Richtung Süden gereist, ins kleine Dörfchen Salento. Salento ist Ausgangsort für Touren ins Cocora Valley, das bekannt ist für seine Palmen. Bis zu 60 Meter hoch werden die im Tal wachsenden Wachspalmen - Weltrekord.


Wir waren hoch zu Ross im Cocora Valley unterwegs und ich schwöre, das war mein letzter Reitausflug im Ausland. Das Problem war: Die Tage zuvor hatte es geregnet und der eine Weg, den scheinbar alle Tausend Touristen mit ihren Pferden gingen, war entsprechend schlammig. Kein Wunder, hatten die Tiere keine Lust, dort entlangzulaufen. Alle drei Pferde (Mikes, meines, das unseres Guides) sind also regelmässig einfach stehengeblieben oder in die komplett falsche Richtung gelaufen. Anfangs war das noch lustig, dann nervig und zu guter Letzt (als Mikes Pferdchen mit ihm auf dem Rücken mit Müh und Not einen ziemlich steilen Hügel hochgekraxelt ist, um dem Schlamm auszuweichen) einfach gefährlich. Nun gut, wir haben überlebt.



Das Tollste am Ausflug ins Cocora Valley war also nicht das Reiten, sondern ein Andenkondor, der in nicht einmal 20 Metern Abstand an uns vorbeigeflogen ist. Diese Vögel erreichen eine Spannweite von bis zu drei Metern, was besonders aus der Nähe ziemlich beeindruckend ist.


Chinchiná: Kaffee und Hunde

Kolumbien ist eines der führenden Kaffeeanbauländer der Welt. Ein Besuch auf einer Kaffeefarm war also fast obligatorisch. Wir waren zwei Nächte auf der Hacienda Guayabal bei unglaublich netten Gastgebern mit tollen Hunden.


Inmitten der Hänge voller Kaffeepflanzen schläft es sich sehr gut. Und die Tour durch die Plantage mit ausführlichen Erklärungen und Degustation war toll! Wusstet ihr zum Beispiel, dass die kleine "Furche", die die Kaffeebohne teilt, für die Crema verantwortlich ist? Oder dass Kaffeebohnen - auch für die Crema - oft mit Zucker versetzt werden? Kaffee pflücken durften wir auch. Um das professionell zu machen, sind wir aber wohl zu langsam...



Lockdown: Erzwungene Entschleunigung

Im Titel schreibe ich von "abwarten". Und das mussten wir in Kolumbien gleich mehrfach. Es war nämlich das erste Mal auf unserer Reise, dass ganze Tage komplett im Lockdown waren, also gar nicht mehr nach draussen durften. Zuerst über Silvester (vom 31. abends bis am 3. Januar morgens) in Medellín und dann vor unserer Weiterreise in Bogotá. Das war weiter nicht schlimm. Im Hostel in Medellín etwa hatten wir zwei Dachterrassen und konnten uns an Silvester das Feuerwerk anschauen.


Aber es war das erste Mal, dass uns Corona doch merklich in unserer Bewegungsfreiheit eingeschränkt hat. Und es hat uns gezeigt, wie schwierig es als Tourist ist, sich zu informieren. Wir wussten in Medellín beispielsweise nur von einem Lockdown bis zum 2. Januar. Die eintägige Verlängerung hatten wir zunächst nicht mitbekommen. Und vor der Reise nach Bogotá hatte ich mich extra über die Lage dort erkundigt - nur leider bei veralteten Quellen. Positiv an diesen Ausgangssperren war: Es faulenzt sich schon ausgezeichnet, wenn man gar nichts machen darf.


Bald, bald folgt der Beitrag zu unserem letzten Reiseziel Mexiko - wenn wir bis dahin nicht erfrieren.




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